Finanzberater sollen sich nur noch „unabhängig“ nennen
dürfen, wenn sie für die Vermittlung von Produkten nicht honoriert werden.
FRANKFURT - Die Europäische Kommission will künftig
alle Finanzprodukte einer einheitlichen Regulierung unterwerfen. Laut einem
Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) soll dafür die
Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (Mifid) stark ausgeweitet werden.
Bislang werden etwa 90 Prozent der Derivate und 20 bis 40 Prozent aller Aktien
auf der Welt nicht über Börsen gehandelt und damit weitgehend ohne
regulatorische Kontrolle.
Außerdem kündigte Binnenmarktkommissar Michel Barnier an,
dass er den Investorenschutz ausweiten und das langfristige Interesse der
Investoren stärker in den Vordergrund stellen wolle. Finanzberater sollten sich
nur noch dann als „unabhängig“ bezeichnen dürfen, wenn sie keine Provisionen
oder andere Vergütungen für die Vermittlung von Finanzprodukten erhielten. (Seite
23, FAZ)
++++++
Geschlossene Immobilienfonds profitieren laut einem Bericht
des Handelsblatts (HB) noch nicht von der Flucht der Anleger in
Sachwerte, obwohl die Immobilienmärkte sich zuletzt erstaunlich robust gezeigt
haben. Laut HB liegt das vor allem an schlechten Nachrichten aus der Branche.
Statt Erfolgsmeldungen sei derzeit häufiger von einbehaltenen Ausschüttungen
oder Rückzahlungen zu hören – sei es, weil Fonds in Problemen steckten oder
Initiatoren Liquiditätspolster aufbauen wollten.
Das verschrecke Anleger ebenso wie Finanzvertriebe.
Beim Neugeschäft laufe es daher selbst bei einigen soliden Produkten mit
erfahrenen Initiatoren schleppend. „Die Flucht in Sachwerte, die eigentlich in
der Krise richtig wäre, findet noch nicht in dem Maße statt, wie sie sollte“,
zitiert das HB Ralf Friedrichs, Vorstand von HCI Capital. (Seite 52, HB)
++++++
Binnenmarktkommissar Michel Barnier will den drei großen
Rating-Agenturen im Extremfall die Veröffentlichung negativer Beurteilungen
finanziell angeschlagener Euro-Staaten untersagen. Das geht laut FAZ aus
einem internen Entwurf der EU-Kommission für eine Neuregelung der europäischen
Vorgaben für Rating-Agenturen hervor, der voraussichtlich Ende November
offiziell vorgestellt werde.
"Wenn man zum Schluss kommt, dass ein Rating nicht
sinnvoll ist, könnte man es für einen bestimmten Zeitraum aussetzen“, zitiert
die FAZ Barnier. Die EU-Kommission wolle damit verhindern, dass Staaten, die
gerade mit der EU oder dem Internationalen Währungsfonds über Finanzhilfen verhandeln,
durch negatives Rating zusätzlich an den Finanzmärkten unter Druck geraten.
(Seite 13, FAZ)
++++++
Im zweiten Quartal hat die Fondsbranche weltweit
Nettomittelzuflüsse in Höhe von 147 Milliarden Euro erhalten. Wie die Börsenzeitung
(BöZ) unter Verweis auf Statistiken des europäischen Fondsverbandes Efama
weiter berichtet, hätten die Zuflüsse in den ersten drei Monaten lediglich bei
102 Milliarden Euro gelegen.
Von April und Juni dieses Jahres seien vor allem Rentenfonds
auf das Interesse der Anleger gestoßen, denen weltweit 70 Milliarden Euro
zugeflossen sind. Die Nachfrage nach Aktienfonds sei mit insgesamt 16
Milliarden Euro deutlich geringer ausgefallen, in den USA habe es in diesem
Segment im zweiten Quartal sogar Nettoverkäufe in Höhe von sieben Milliarden
Euro gegeben. Das weltweit verwaltete Fondsvermögen lag Ende Juni bei fast 19,5
Billionen Euro. (Seite 4, BöZ)
portfolio international update 21.10.2011/rko/gor
Na da kommen doch harte Zeiten auf die Vermittler von Finanzmarkt- und Graumarktprodukten zu.
AntwortenLöschenInnerhalb der Versicherungsvermittlung sind ja die strengen Regeln bereits eingeführt.
Wurde auch Zeit! Grüße an Shahin :-)
AntwortenLöschenB.Rater
Regeln sind das eine. Auf der anderen Seite steht man als Anlageberater heute schon mit Terminvereinbarung bei einem Kunden mit einem Bein im Knast. Das kann es doch auch nicht sein.
AntwortenLöschenGruß
Moneymaker
Hallo Moneymaker,
AntwortenLöschendas sehe ich etwas anders. In der Versicherungsbranche wurde mit Einführung der Vermittlerrichtlinie und dem neuen VVG immer stärker reguliert und immer mehr Verpflichtungen geschaffen. Bei den Bankern und Finanzberatern gibt es das so nicht. Ich begrüße eine stärkere Regulierung in diesem Bereich - da sind meiner Meinung nach immer noch zu viele "Anlageverbrater" unterwegs.
Gruß
Sirtaki
Hallo Sirtaki,
AntwortenLöschenWarum gibt es bei den Banken- und Finanzberatern keine Verpflichtungen. Natürlich müssen diese auch Dokumentieren, diese Regularien gibt es schon länger als im Versicherungsgewerbe. Nur im Rahmen der Finanzkrise ist alles hochgekocht worden, weil sich die Anleger bei Lehmann nicht mehr erinnern konnten, das sie kein Sparbuch abgeschlossen haben. OK bei Lehmann konnte man das nicht vorhersehen. Aber wenn jemand ein Fonds- oder Aktiensparplan abschließt und sich nachher wundert, dass er am Verlust der Börse teilnimmt, dem ist nicht mehr zu helfen.
Gruß
Elise
Elise,
AntwortenLöschender Vergleich mit Lehman hinkt vielleicht ein wenig, auch wenn Du mit der plötzlichen "Amnesie" von Kunden nicht ganz falsch liegst. Auch der einzelne Bankberater konnte ganz sicher nicht ahnen, dass Lehman abkackt - galt doch die Bonität von Lehman über Jahrzehnte als das Nonplusultra. ABER: Die Frage muss doch lauten, wie es denn sein konnte, dass ein renommiertes Unternehmen wie Lehman, die gesamte globale Finanzwelt derart über die wahren Vermögensverhältnisse täuschen konnte? Eine solche Insolvenz kommt doch nicht von heute auf morgen? Wo waren die Kontrolleure? Wo die Aufsicht? Wie lassen sich Interessenskonflikte bei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften vermeiden? Wenn Du sagst, dass man "Lehman" nicht vorhersehen konnte, dann gilt das ganz sicher nicht für Lehman selbst und auch nicht für die Wirtschaftsprüfer und/oder Aufsichtsbehörden. Es MUSS Menschen gegeben haben, die das wahre Ausmaß lange gewusst, aber verschwiegen oder verdrängt haben.
Es MUSS etwas getan werden. Denn Wie Manfred Rommel sagte:
"Eine unangenehme Realität verschwindet nicht dadurch, dass man sie nicht zur Kenntnis nimmt."
Und um mit Luther zu enden:
"Du kannst nicht verhindern, daß ein Vogelschwarm über deinen Kopf hinwegfliegt. Aber du kannst verhindern, daß er in deinen Haaren nistet."
Gruß
Helmut
Helmut,
AntwortenLöschenalles klar bei Dir?
Meine Frage würde sich nicht auf die Täuschung von Lehmann beziehen. Meine Frage wäre eher, wie es sein kann, dass durch die Insolvenz einer von 750 Banken eine Weltwirtschaftskrise ausgelöst wird?
Elise
Elise, vielleicht verstehst Du nicht den tiefen Sinn in den Zitaten äußerst kluger Menschen. In der Sache selbst gebe ich Dir natürlich Recht. Es ist schlicht eine Ungeheurlichkeit, dass so etwas passieren konnte. Ein Grund mehr, scharfe Regulierungen zu erwarten!
AntwortenLöschenGruß
Helmut
Tja, und jetzt wird sogar Deutschland herabgestuft... Wer reguliert oder kontrolliert eigentlich die Rating-Agenturen? Auch so etwas, was m. E. auf den Prüfstand gehört. Die Rating-Agenturen haben doch auch eine ungeheure Macht.
AntwortenLöschenGruß
B.Rater
@Rater
AntwortenLöschenWar wohl doch nix mit der Herabstufung der BRD, wa? Hmmm. Gottlob oder leider? Vielleicht würden die Politiker einmal aufwachen, wenn es doch so weit käme.
Tach
Schalk
Bevor die Finanzprodukte reguliert werden müssen zunächst die Ratingagenturen mal unter die Lupe genommen werden. Wie kann es denn sein, dass so drei Gesellschaften der USA den Weltmarkt beherrschen und mit einer "willkürlichen" Einstufung für Weltkrisen sorgen. Aber wahrscheinlich traut sich da keiner ran, vor Angst einer abstufung.
AntwortenLöschenGruß
Apollo
Ratingagenturen sind sicherlich sinnvoll und wichtig, sollten aber ebenso kontrolliert werden wie wir Finanzdienstleister.
AntwortenLöschen